Montag, 16. April 2012

Schauspiel: Studenten der Theaterakademie Mannheim bei der aktuellen Kresnik-Inszenierung Sammlung Prinzhorn

Johann Kresnik ist wieder da! Kresnik entwickelte seine bahnbrechende Idee eines modernen choreografischen Theaters von 1979 bis 1989 als Ballettdirektor am Theater Heidelberg. Jetzt, nach über 20 Jahren, kehrt er zurück – mit einer Inszenierung, die Schauspiel und Tanz, bildende Kunst und Musik verbindet zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk: Sammlung Prinzhorn über den Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn.

Prinzhorn kam in den 20er Jahren an die Psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg. Hier sammelte er über 5.000 künstlerische Arbeiten von Patienten psychiatrischer Anstalten in ganz Europa. Die Sammlung sollte schon damals zu einem Museum ausgebaut werden und die Bedeutung der Kunst psychisch kranker Menschen dokumentieren. Stattdessen wurde sie 1938 in der NS-Ausstellung »Entartete Kunst« gegen die Kunst der Moderne instrumentalisiert und geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Erst von 1980 an wurde die Sammlung restauriert, katalogisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – unter Mitarbeit von Johann Kresnik.

Rahmenprogramm zu Sammlung Prinzhorn

Am 7. Februar um 19.30 Uhr eröffnete die Heidelberger Stadtbücherei ihre Schau »Johann Kresnik - Die Heidelberger Jahre 1979-1989« mit Originalzeichnungen und Fotodokumentationen seines choreografischen Theaters. Die Ausstellung läuft noch bis 21. April 2012.

Foto: Stefan Kresin

Donnerstag, 12. April 2012

Pressestimme zur Abschlussinszenierung der Schauspielschule Mannheim


In Schönheit stirbt das Ich

Marius von Mayenburgs „Der Hässliche“ als Aufführung der Theaterakademie in Mannheim

Für seine Abschluss-Inszenierung hat der aktuelle Jahrgang der Theaterakademie Mannheim Marius von Mayenburgs Stück „Der Hässliche“ ausgewählt. Eine sehr gute Idee: Das aus drei Männern und einer Frau bestehende Ensemble brachte eine rasante Komödie auf die Bühne des Theaters Felina- Areal. Regie führte der Nationaltheater- Schauspieler Sven Prietz. Die Wahrheit ist hart, und sie wird auch nicht beschönigt: Lette ist ein hässlicher Mensch, er sieht einfach absolut schauderhaft aus. Ohne Umschweife und ohne die mildernde Verwendung beschönigender Floskeln sagt ihm das seine Umgebung auch – seine Frau, sein Chef, sein Assistent sogar. Das ganze Gesicht ist so unmöglich, dass der Mann auf keinen Fall wie geplant die Präsentation seiner eigenen Erfindung – eines Steckverbinders – auf einem Kongress vornehmen kann. An dieser, allerdings auch wirklich nur an dieser Stelle ist die Fantasie des Zuschauers gefragt. Denn natürlich ist Markus Schultz, der den Lette spielt, überhaupt kein hässlicher Mensch, er sieht sogar ganz gut aus. Aber was sind das eigentlich auch für Kategorien: hässlich, gutaussehend? Wer definiert sie und wer entscheidet darüber, für wen welches Urteil gilt? Fragen, die Sven Prietz‘ Inszenierung ganz subtil und nebenbei stellt. Lettes Lösung des Problems besteht zunächst darin, sich – seines Selbstbewusstseins beraubt – auf den OP-Tisch eines Schönheitschirurgen (Benjamin Dami) zu legen, der die Verhübschung seines ach so furchtbar hässlichen Gesichts als „interessante Herausforderung“ begreift. Das Laken allerdings, das die Arzthelferin (Canan Kir) über den Patienten breitet, hat etwas von einem Leichentuch. Und tatsächlich stirbt hier etwas, in einem schleichenden Prozess, der mit der Operation begonnen hat: Lettes Identität. Weil er mit dem neuen Gesicht so erfolgreich ist, beginnt der Arzt es bald massenhaft zu vertreiben. Und plötzlich hat jeder diese Gesichtszüge, die gleiche Nase, die  symmetrische Augenpartie. Sogar Karlmann, der Assistent (Felix Berchtold), sieht jetzt aus wie der neue Lette. Autor Marius von Mayenburg hat noch einige Elemente eingebaut, die die Komödie zur Farce werden lassen, und Regisseur Sven Prietz hat sie dankbar aufgenommen. Da taucht plötzlich eine reiche alte Frau auf, die Lette verführt, und zwar gemeinsam mit ihrem zur homosexuellen Attitüde neigenden Sohn. Allerdings sind sie sich bald nicht mehr sicher, wen sie da in ihrer Mitte haben – die sehen ja alle gleich aus. Auch Lettes Frau kann bald nicht mehr auseinanderhalten, mit wem genau sie ein außereheliches Verhältnis pflegt. Und am Ende weiß auch Lette selbst nicht mehr, wer er eigentlich ist: „Ich kann nicht leben ohne mich.“ Als die Geschichte komplett ins Groteske abzudriften droht, ist sie zu Ende erzählt. Genau rechtzeitig. Und die vier Mitglieder des Quartetts sind von Schauspielschülern zu Schauspielern geworden: mit einem großartigen Stück, wie sie es hoffentlich noch oft spielen werden – voller Tempo, Witz und Dynamik. Schon das Zuschauen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.

Quelle: RP
Foto: Simone Cihlar

Theaterakademie Mannheim
Holzbauerstr.6-8
68167 Mannheim
Karten unter 0621/3364886

http://der-haessliche.blogspot.de/

Schauspiel: Absolventinnen der Theaterakademie Mannheim begeistern mit Kinderstück.

"Die Kuh Rosmarie" am Theater Felina-Areal
Die ehemaligen Absolventinnen der Theaterakademie Mannheim begeistern mit Kinderstück.



Mit Judith Achner und Miriam Grimm

PRESSESTIMMEN:
Von der Premiere des Kinderstücks "Die Kuh Rosmarie" zeigten sich die Zuschauer hellauf begeistert. Die beiden jungen Schauspielerinnen lebten ihre Rollen mit erfrischender Unbekümmertheit aus, sausten in ihren Overalls und barfuß hin und her auf der kleinen Bühne, verwandelten sich mittels minimaler Requisiten und ausgeprägter Gestik ruckzuck in unterschiedlichste Tiere, Personen und auch Dinge. Einmal den alten Schlapphut übergestülpt, und schon ist der Bauer fertig. Die roten Handschuhe auf den Kopf gehalten – aha, ein Huhn. ... Es war schlichtweg atemberaubend. Zumal keine der Rollen eindeutig einer der beiden Darstellerinnen zuzuordnen war – auch hierin wechselten sie einander munter ab. Und hatten an ihrem Spiel wohl ebenso viel Freude wie ihr Publikum. ... Dass die Lösung nicht mit dem dicken Moral-Daumen aufgestrichen, sondern eher bei- und dennoch zwangsläufig präsentiert wird, macht den Charme des Stückes aus. Die Beweglichkeit der beiden Frauen, der Witz der Dialoge, die vielen eingeschobenen kleinen Neben-Ereignisse taten das Ihrige, um den Nachmittag zu einem reinen Vergnügen werden zu lassen. (Echo online 20.03.12)

Foto: Peter Hahn

Sonntag, 15.04.2012, 15 Uhr - Theater Felina-Areal Mannheim
Samstag, 21.04.2012, 15 Uhr - Theater Felina-Areal Mannheim
Theater Felina-Areal
Holzbauerstr. 6-8 / Mannheim Neckarstadt-Ost / 0621 - 33 64 88 6 | info@theater-felina-areal.de
Eintrittspreis: 8 € (Erwachsene) / 5 € (Kinder)

Donnerstag, 5. April 2012

Schauspiel: Schauspieler Sven Prietz inszeniert die Komödie „Der Hässliche“ für die Absolventen der Mannheimer Theaterakademie

Schauspiel: Schauspieler Sven Prietz inszeniert „Der Hässliche“ für die Absolventen der Mannheimer Theaterakademie


Schönheit ist nur eine abstrakte Größe

Er ist hässlich. Unfassbar hässlich. Eine Tatsache, Herrn Lette selbst bislang nicht bewusst, die sich nun zur unüberwindlichen Karrierebarriere auswächst - Handlanger Karlmann soll auf Geheiß des Chefs Lettes neuentwickelten "Starkstromstecker" an den Mann bringen. Dieser gilt zwar gemeinhin als inkompetent, sein Erscheinungsbild allerdings als ungleich weniger geschäftsschädigend. Zum Glück tut die moderne Medizin in Marius von Mayenburgs derber Komödie einen Lösungsweg auf: "Der Hässliche" wird zum unwiderstehlichen Glanzstück plastischer Chirurgie. Mittels mikrofonverstärkter OP-Orgie erfährt die Abschlussinszenierung der Theaterakademie Mannheim ihre folgenschwere Wendung, wachsen Lettes (Markus Schultz) berufliche und sexuelle Erfolge auf der reduzierten Felina-Areal-Bühne sprunghaft an, während Zuwendungen seiner Gattin (Canan Kir) in umgekehrt proportionalem Verhältnis schwinden.

Geschuldet ist das allein dem synthetischen, reproduzierbaren Antlitz. Es wird zum Verkaufsschlager seines Schöpfers (Benjamin Dami), und bald steht Lette einer sein Gesicht tragenden Phalanx gegenüber - der Mensch als entindividualisierte Ressource.
... Nationaltheater-Ensemblemitglied Sven Prietz versteht bei seinem Regiedebüt das maßvolle Haushalten mit dem schlüpfrigen Pointenreigen.
db
Quelle: Mannheimer Morgen, Montag, 02.04.2012
Foto: Simone Cihlar

Nationaltheater-Schauspieler Sven Prietz inszeniert zusammen mit Absolventen der Theaterakademie Mayenburgs „Der Hässliche“

Felix Berchtold als Karlmann in der Inszenierung "Der Hässliche"
Was ist überhaupt schön?
Nationaltheater-Schauspieler Sven Prietz inszeniert zusammen mit Absolventen der Theaterakademie Mayenburgs „Der Hässliche“

Seit fünf Jahren ist Marius von Mayenburgs Komödie „Der Hässliche“ ein Dauerbrenner an großen und kleinen Theatern. Über 60 Inszenierungen im In- und Ausland gab es seit der Uraufführung 2007 an der Berliner Schaubühne. Heute kommt eine weitere hinzu: Am Theater Felina-Areal bringen Schüler der Theaterakademie Mannheim die Geschichte auf die Bühne. Regie führt der Nationaltheater-Schauspieler Sven Prietz

Auf dem Chefsessel posieren? So nett er ansonsten ist, diesen Wunsch des Fotografen will Sven Prietz auf keinen Fall erfüllen. Arrogant zu wirken – diesen Eindruck will er unbedingt vermeiden. „Ich bin überhaupt nicht der Chef“, sagt er. „Wir erarbeiten hier etwas zusammen.“ Eine bemerkenswert
bescheidene Haltung – schließlich arbeitet Prietz in einem Beruf, in dem Eitelkeit eine wichtige Rolle spielt. Und genau das ist auch das Thema des Theaterstücks, das man ab heute im Theater Felina-Areal sehen kann. In „Der Hässliche“ erzählt der Berliner Dramatiker Marius von Mayenburg von einem Mann namens Lette, der so schlimm aussieht, dass er bei einem Kongress ein Produkt nicht präsentieren darf. Weil selbst seine Frau eine negative Sicht auf sein Äußeres hat, entschließt er sich zur Schönheitsoperation. Die gelingt, das neue Aussehen hat aber einen Schönheitsfehler: Der Arzt hat eine optische Veränderung von der Stange verkauft – und Lette läuft nun mit einem Allerweltsgesicht herum. Das Stück, das vordergründig als Komödie daherkommt, stellt ganz ernste Fragen nach dem Identitätsverlust und thematisiert die Schwierigkeit mit sich wandelnden Schönheitsidealen. „Was ist denn, wenn wir es geschafft haben und alle schön sind? Und was ist, wenn wir alle gleich schön aussehen?“, sagt Prietz. „Das sind die Fragen, die mich interessieren.“ Natürlich auch die ganz grundsätzlichen: Was ist überhaupt schön, was ist hässlich? Der Schauspieler, der Lette spiele, werde bewusst nicht hässlich dargestellt. Es gibt aber noch einen ganz anderen, viel pragmatischeren Grund, warum Prietz sich dazu entschieden hat, genau diesen Stoff zu inszenieren: Er war auf der Suche nach einem Stück, in dem die Rollen ausgewogen auf drei Männer und eine Frau verteilt sind. Denn bei dem Quartett, das bei „Der Hässliche“ auf der Bühne steht, handelt es sich um die Absolventen des aktuellen Jahrgangs der Schauspielschule Theaterakademie Mannheim, denen Prietz im Abschlusssemester Rollenunterricht gegeben hat. „Sie sollen gleichberechtigt die Chance haben, ihr Können zu präsentieren“, sagt Prietz. Dass zwei der Männer jeweils zwei Figuren spielen und die Frau neben zwei größeren auch eine kleinere Rolle, sei keine Notlösung, sondern vom Autor so angelegt. Deshalb eine Verwechslungs- oder Schenkelklopfer-Komödie zu inszenieren, lag Prietz allerdings sehr fern. Mit einem vielfältig einsetzbaren Tisch, besagtem Chefsessel und wenigen Requisiten ist das Bühnenbild sehr sparsam ausgefallen. „Wir wollen nicht, dass die Geschichte im Bühnenzauber erstickt“, sagt der Regisseur, der lacht, wenn er als solcher bezeichnet wird: „Die Hauptarbeit war eigentlich, das Stück zu finden.“ Aber die Arbeit mit dem Schauspiel- Nachwuchs mache ihm viel Spaß. Sven Prietz, der mit Schauspielchef Burkhard C. Kosminski ans Nationaltheater kam und jetzt seine sechste Spielzeit in Mannheim verbringt, hat selbst von 1997 bis 2000 an einer staatlichen Schauspielschule studiert, der Bayerischen Theaterakademie in München. Das Niveau der Theaterakademie Mannheim hält er für sehr gut, aber zur Frage der Perspektiven ihrer Absolventen schweigt er. Das ist nicht sein Terrain, und wo er sich nicht auskennt, hält er sich zurück.

Karten unter 0621/3364886.
Foto: Simone Cihlar
Quelle:Rp
Autor:Nicole Hess

MANNHEIM. Marius von Mayenburgs Komödie „Der Hässliche“ am Theater Felina-Areal

MANNHEIM. Marius von Mayenburgs Komödie „Der Hässliche“ feiert am Freitag, 30. März, 20 Uhr, Premiere im Theater Felina Areal (Holzbauerstr. 6-8). Die Produktion mit der Abschlussklasse der Theaterakademie Mannheim wurde von NTM-Schauspieler und Petersen-Preisträger Sven Prietz inszeniert.

Weitere Aufführungen des Spiels um Wahr- und Schönheit sind am 15.04│ 22.04 │ 09.05│10.05│26.05│27.05 │
zu sehen. Karten (12/6 Euro) unter 0621/33 64 88 6 oder per Mail an info@Theater-Felina-Areal.de.
— mit Markus Schultz und Canan Kir  Felix Berchtold und Benjamin Dami : Theater Felina-Areal.
Eine Produktion der Theaterakademie Mannheim

Foto: Simone Cihlar